Tag-Archiv | ExxonMobil

US-Ausschreibung über die Renovierung einer Marineschule auf der Krim

Das vom US-amerikanischen Staat unterhaltene Internetportal zur Ausschreibung von staatlichen Aufträgen, Federal Business Opportunities, veröffentlichte im Juni 2013 eine Ausschreibung der US-Marine zur Renovierung eines Schulgebäudes auf der Krim.

Renovation of Sevastopol School #5, Ukraine (www.fbo.gov, screenshot, 26.11.2014)

„Renovation of Sevastopol School #5, Ukraine“
(www.fbo.gov, screenshot, 26.11.2014)

Diese Internetseite wurde im September 2013 dreimal aktualisiert und am 15. April 2014 wurde schließlich der bis dato letzte Vermerk hinzugefügt:

Added: Apr 15, 2014 5:18 am

Due to the current climate in Ukraine, the subject solicitation is hereby cancelled.

Aufgrund des gegenwärtigen Klimas in der Ukraine ist diese Ausschreibung hiermit aufgehoben.

Für diese Ausschreibung sind auf der Seite verschiedene Dokumente zum herunterladen hinterlegt.

    1. Attachment 1 – Technical Specifications School 5
    2. Attachment 2 – Contract Data Sheet
    3. Attachment 3 – PPQ
    4. Attachment 4 – Submittal Checklist
    5. Official Form „SOLICITATION, OFFER, AND AWARD“

Aufschlußreich ist Anlage Nr. 1:

Attachment 1 – Technical Specifications School 5

"Attachment 1 - Technical_Specifications_School 5" (Seite 2 von 124)

„Attachment 1 – Technical Specifications School 5“ (Seite 2 von 124)

Hier handelt es sich offensichtlich um die detaillierte und professionelle Ausschreibung eines Bauauftrages. Die USA halten es offenbar gar nicht mehr für notwendig ihre Absichten aufwändig zu kaschieren. So sehr sind sie sich, so hat es den Anschein, einer genehmen Berichterstattung der offiziellen Medien in den Ländern des sogenannten Westens gewiss.

Ebenso wie auf der Homepage der Stiftung des ukrainischen Ministerpräsidenten Jazenjuk (engl.: Yatsenyuk), nach wie vor unverblümt angelsächsische Think Tanks neben NATO, US-Außenministerium und National Endowment for Democracy als Sponsoren firmieren (s. auch meinen Blogbeitrag vom 6. März 2014; hier)

OpenUkraine Arseniy Yatsenyuk Foundation (Screenshot 31.12.2014)

(Quelle: OpenUkraine.org; „Arseniy Yatsenyuk Foundation“; Screenshot vom 31.12.2014)

… , verdeutlicht auch die unlängst erfolgte Ernennung von drei US-imprägnierten Ausländern zu ukrainischen Ministern, dass dieses Land de facto eine Kolonie der USA geworden ist (zumindest in jenem Teil der Ukraine, der vom Kiewer Regime kontrolliert wird)

  • Aivaras Abromavicius, ein litauischer Investmentbanker ist nun Wirtschaftsminister der Ukraine.
  • Alexander Kwitaschwili, ein Georgier, der bereits unter Saakashwilli ein Ministeramt in Georgien bekleidete, ist jetzt ukrainischer Gesundheitsminister.
  • Natalie Jaresko, US-Amerikanerin und Gründerin der Investmentbank Horizon Capital, einem offiziellem Partner der Yatsenyuk Foundation (s. oben), wurde zur Finanzministerin der Ukraine ernannt.

Wikipedia über Natalie Jaresko:

Sie arbeitete in den 1990er Jahren im Außenministeriums der Vereinigten Staaten und leitete von 1992 bis 1995 die Wirtschaftsabteilung der US-Botschaft in Kiew. Seit 1995 ist Jaresko als Geschäftsführerin beim Finanzinvestor Horizon Capital und gleichzeitig seit 2001 Präsidentin und Geschäftsführerin beim von US AID finanzierten Fonds WNISEF, zuständig für Investments in der Ukraine und in Moldawien.

(Quelle: wikipedia)

Der aktuelle Staatspräsident der Ukraine wiederum, Petro Poroschenko, wurde in einer, auf wikileaks veröffentlichten Depesche der US-Botschaft in Kiew, vom 28. April 2006, als „Our Ukranian (OU) Insider“ (Unser Ukrainischer Insider) bezeichnet.

US cable on Poroshenko, 28.04.2006 (wikileaks)

US cable on Poroshenko, 28.04.2006 (Quelle: wikileaks 06KIEV1706_a)

Dies zeigt auch, dass allen Unkenrufen zum Trotz, Russland so handeln und – in Übereinstimmung mit der absoluten Mehrheit der Bevölkerung – die Krim einverleiben musste, da sonst nicht nur NATO-Truppen sondern sogar die US Marine Quartier in Sewastopol bezogen hätte. Es ist hierbei wichtig zu verstehen, dass die Krim für Russland und damit auch für seine Gegner in vielerlei Hinsicht von herausragender Bedeutung ist.

1. Strategische Bedeutung der Krim

Die Krim im Schwarzen Meer (wikipedia)

(Quelle: wikipedia)

Seit der Zeit Katharinas der Großen war Sewastopol zunächst Sitz der russischen und nach der Oktoberrevolution 1917 dann der sowjetischen Schwarzmeerflotte. Als die Sowjetunion zerfiel wurde zwischen der Ukraine und Russland wiederholt vertraglich vereinbart, dass Sewastopol Sitz der nunmehr wieder russischen Schwarzmeerflotte bleibt (neben einer deutlich kleineren ukrainischen Flotte) und Russland an die 20.000 Militärangehörige stationieren durfte. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass der Generalsekretär der KPdSU Nikita Chruschtschow die Krim 1954 per Federstrich von der Russischen in die Ukrainische Sowjetrepublik translozierte. Anlass war das 300-jährige Jubiläum des Vertrags von Perejaslaw von 1654, in dessen Rahmen sich der von Polen bedrängte ukrainische Kosakenstaat dem Schutz des russischen Zaren unterstellt hatte.

Wer die Krim kontrolliert, kontrolliert auch den Zugang zum und die Ausfahrt aus dem Asowschen Meer, in welches der große südrussische Strom, der Don mündet. Es bestand die reelle (akute) Gefahr, dass die Ukraine samt der Krim der NATO beitritt und somit hätten US-Kriegsschiffe in den dazugehörigen Hoheitsgewässern im Asowschen Meer kreuzen dürfen, auf Schlagdistanz zur südrussischen Metropole Rostow am Don.

Klaus Mommsen, Buchautor und Experte für internationale militärische Seefahrt äusserte in einem Interview mit der „Deutschen Welle“ folgenden, grundsätzlichen Aspekt:

Die Krim hat eine für das Schwarzmeer beherrschende strategische Position – die Halbinsel ragt weit ins Meer rein. Für Russland ist sie das Sprungbrett in Richtung Süden, also hin zum Mittelmeer und Nahen Osten.

Und über den Hafen Sewastopol:

Es ist der einzige Hafen, der wirklich die gesamte russische Schwarzmeerflotte aufnehmen kann, ihr Schutz und die entsprechende Logistik bietet. Es gibt für die Russen noch keinen Ersatz. Es wird zwar an einem anderen Standort – Novorossiysk nördlich von Sotschi – gebaut, aber er wird nur einen Teil der Flotte aufnehmen können. Hinzu kommt, dass Novorossiysk zu klein ist und keine schützenden Buchten hat. Schiffe, die dort anliegen, werden bei ungünstigem Wind durch die anschlagenden Wellen beschädigt. Das ist in Sewastopol mit seinen vielen Buchten anders

Über die Bedeutung der Schwarzmeerflotte

Russland ist zu großen Teilen von Meer umgeben: Im Norden ist die Arktis, die Nordflotte hat im Winter zu kämpfen, denn die Wege in den Atlantik sind lang. Auch in der Ostsee sind die Distanzen weit. Wenn man tatsächlich in die Mittelmeerregion reinwirken will, dann geht das nur aus dieser Region heraus. Das Mittelmeer spielt in der russischen Außenpolitik eine große Rolle, im Sommer 2013 wurde auch wieder ein ständiges Mittelmeergeschwader aufgestellt. Die Russen wollen dieses Gebiet nicht der US-amerikanischen Navy überlassen.

Lage von Sewastopol im Schwarzen Meer

(Quelle: www.dw.de, 27.02.2014)


2. wirtschaftliche Bedeutung

Wie die englischsprachige ukrainische Tageszeitung Kiew Post im Juni 2012 berichtete, hatte der ukrainische Staat die Erschliessung von vier Erdgasfeldern, zwei davon mit Namen Skifska und Foroska wurden erst kurz vorher entdeckt, in den Hoheitsgewässern südlich der Krim international ausgeschrieben.

Für Russland selbst ist dies vordergründig wirtschaftlich nicht von Bedeutung, da es bereits über enorme Erdgasvorkommen verfügt. Allerdings für die USA stellt es gewiss ein entscheidendes Puzzlestück dar, welches mit in Betracht zu ziehen ist, um die Destabilisierungsmaßnahmen in der Ukraine zu begreifen.

"Black Sea Gambits" (Kiew Post, 08.06.2012)

„Black Sea Gambits“ www.kyivpost.com, 08.06.2012)

Telepolis schrieb hierzu im März 2014:

„Die Ukraine stand kurz vor dem Abschluss eines Vertrages mit einem Ölkonsortium unter der Führung von ExxonMobil, dabei waren auch Shell, OMV Petrom aus Rumänien und der ukrainischen Nadra Ukrainy. Ende Februar sollte der Vertrag engültig besiegelt werden.
Gegenstand der Begierde war das Skifska-Feld im Schwarzen Meer mit geschätzten 200 bis 250 Milliarden Kubikmeter Erdgas, für Foroska schien sich niemand interessiert zu haben. Exxon hoffte auf 5 Milliarden Kubikmeter Gasförderung pro Jahr. Exxon hatte im Bieterverfahren den russischen Konzern Lukoil ausgestochen, wie Oilprice.com berichtet.“

(Quelle: www.heise.de, 21.03.2014)

Diese Erdgasfelder beinhalteten für die Yankees auch gewichtige geopolitische Aspekte, da sie die Möglichkeit boten die Erdagslieferungen bezogene Abhängigkeit der Ukraine von Russland weg und hin zu den USA zu ziehen und darüber hinaus russiches Erdags aus dem EU-Markt zu drängen.

In diesen Kontext ist auch die US-amerikanische Übernahme (de facto) des größten, in privaten Händen befindlichen, ukrainischen Erdgas- und Ölförderbetriebes Burisma (s. hier) einzuordnen.

3. Spirituell mythologische Bedeutung

Wladimir der Heilige auch genannt der Große, Fürst der Kiewer Rus, ließ sich 988, gemäß der Riten des byzantinischen, orthodoxen Christentums auf der Krim taufen. In diesem Zusammenhang ist auch der von Putin gewählte Begriff von der Krim als einer heiligen Stätte zu verstehen.

Im Krimkrieg von 1853 – 1856 kämpfte Russland zunächst gegen das Osmanische Reich, alsbald schlugen sich Frankreich, England und das Königreich Sardinien auf die Seite der Osmanen und belagerten Sewastopol.

Auf Grund ihrer militärischen Bedeutung war die blühende Handelsstadt Sewastopol im Krimkrieg schwer umkämpft. Vom 5. Oktober 1854 bis zum 8. September 1855 beschossen und bombardierten die vereinigten Armeen der Franzosen, Engländer, Türken und Sarden die von den Russen gehaltene Hafenstadt. Nach elfmonatiger Belagerung war die ganze Stadt ein Trümmerhaufen. Nach dem Pariser Frieden wurde sie allmählich wieder aufgebaut, gelangte jedoch nicht wieder zum früheren Wohlstand.

(Quelle: wikipedia)

Lew Tolstoi, der als junger Offzier auf russischer Seite beteiligt war, hat seine Erlebnisse in den sogenannten „Sewastopoler Erzählungen“ verarbeitet.

Im zweiten Weltkrieg wurde Sewastopol und die Krim nach schweren Kämpfen von der Wehrmacht eingenommen und es gab auf deutscher Seite die Idee die Stadt in Theodorichhafen umzubenennen. 1944 wurde Sewastopol schließlich von der Roten Armee zurückerobert.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Sewastopol von deutschen Truppen belagert. Mehr als 100.000 Soldaten und Zivilisten hatten sich in einem in den Fels getriebenen Labyrinth unter der Stadt versteckt. Als in der ersten Juniwoche 1942 die deutschen Einheiten oberirdische Zugänge zum unterirdischen Höhlensystem fanden, gossen sie Benzin in das Höhlensystem und entzündeten es. Dabei verbrannten und erstickten Tausende der Eingeschlossenen. Nach der Schlacht waren nur noch neun Gebäude der Stadt unbeschädigt. Aufgrund des beharrlichen Widerstandes gegen die deutschen und rumänischen Belagerer und der hohen Zahl der Todesopfer wurde Sewastopol 1945 zur Heldenstadt erklärt.

(Quelle: wikipedia)